Außenanlagen des Musikforums Ruhr mit speziellem Pflastersystem befestigt

 

Seit 17 Jahren gab es zahlreiche Anläufe, dieses Musikzentrum auf die Beine zu stellen. Erst sollte es an die Bochumer Jahrhunderthalle angedockt werden, dann wurde der Plan auf Eis gelegt. Nach einer Machbarkeitsstudie zu vier unterschiedlichen Orten, entschieden sich die Verantwortlichen dazu, in räumlicher Nähe zum Gastronomieviertel „Bermuda3Eck“ im innerstädtischen Kreativquartier ViktoriaQuartierBochum das neue Musikzentrum zu positionieren. Hierbei wird die entweihte historische Marienkirche als zentrales Foyer des Hauses Identität stiftender, städtebaulicher und funktionaler Mittelpunkt des künftigen Musikzentrums. Zu beiden Seiten der Kirche wurden Baukörper angeordnet, die sich unmittelbar an der Länge des Kirchenschiffs orientieren und sich innenräumlich mit diesem verzahnen. Die Höhenentwicklung entlang der Viktoriastraße staffelt sich in Abhängigkeit der innenräumlichen Anforderungen und verleiht dem Gebäude so eine angemessene Maßstäblichkeit im Stadtraum. Auf der Südseite der Kirche befindet sich der Konzertsaal der Bochumer Symphoniker mit etwa 970 Sitzplätzen und hochwertiger akustischer Ausstattung, auf ihrer Nordseite ein flexibel bespielbarer Multifunktionssaal für die Musikschule. Im inneren des vom Stuttgarter Architekturbüro Bez+Kock entworfenen Ensembles erwarten den Besucher Reste des roten Backsteins der Kirche optisch in reizvollem Kontrast zu den neuen, hellen Klinkern. Auch beim Eintritt in den Konzertsaal ist man überrascht. Sogleich wird man von dem gesamten Raum aufgenommen, das Modell „Schuhschachtel“ bietet ein kompaktes Rundum-Erlebnis, alles ist freundlich-dezent mit hellbraunem Holz aus amerikanische Kirsche ausgekleidet. Aber auch von außen kann sich die konzertante Spiel- und Probenstätte sehen lassen: so wurde der Fassadenklinker exklusiv für Bochum hergestellt. Auf dem Stein ist eine Kalkschicht in hellem terrakotta eingebrannt. Dieses hebt sich bewusst ab vom Kirchenklinker, besitzt aber dennoch Anteile aus der gleichen Farbfamilie.

 

Außen- und Innenräume verschmelzen zu einer künstlerischen Einheit

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Neben der reinen Hochbauarchitektur spielte aber auch die Gestaltung der Außenanlagen eine besondere Rolle bei diesem Projekt. Dipl.-Ing. Holger Pascheka vom Umwelt-und Grünflächenamt der Stadt Bochum, das die Freianlagen rund um das neue Musikzentrum plante, beschreibt die Maßnahme: „Zielsetzung war es, Außen- und Innenräume zu einer künstlerischen Einheit verschmelzen zu lassen. Deshalb sollten sich die neu zu gestaltenden Flächen in der Formensprache an dem extravaganten Hochbau orientieren. Umgesetzt haben wir dies unter anderem durch den Einsatz eines speziellen großformatigen Betonpflastersystems, das farblich an den beim Hochbau verwendeten Klinker angelehnt ist. Das Pflaster im Format 60 x 30 cm verfügt über eine sanft kugelgestrahlte Oberfläche mit rötlichen Kornanteilen und bildet damit eine besonders harmonische Einheit mit den verwendeten Klinkern des Hochbaus“, so Pascheka.

 

Einstein-Fugentechnik garantiert ruhiges Fugenbild
Außer der Farbgebung, gab es aber für den Planer noch einen weiteren Grund, der für die Betonsteine mit der Bezeichnung Modula Plus Kardinal von der Firma BERDING BETON aus Steinfeld sprach: „Besonders wichtig war es uns, dass die insgesamt etwa 2.400 Quadratmeter großen Flächen dezent in den Hintergrund treten. Daher haben wir großen Wert auf ein besonders ruhiges Fugenbild gelegt“,  so Pascheka. Das verwendete Pflastermaterial erfüllt nicht nur wegen seines relativ großen Formates genau diese Anforderung. Dank eines speziellen Nockensystems auf Basis der Einstein-Pflastertechnologie, wird die Normfuge stets eingehalten und extrem gleichmäßig ausgeprägt. Die durchgehenden Fugen, die der hier verwendete Halbsteinverband mit sich bringt, verlaufen daher wie gewünscht absolut geradlinig. 

 

 

Die Existenz einer ordentlichen Fuge bietet aber noch einen weiteren Vorteil: Sie gewährleistet eine optimale Kraftübertragung zwischen den Steinen und sorgt somit dafür, dass Schub- und Horizontalkräfte von Fahrzeugen abgepuffert und gleichmäßig in die Tragschichten weitergeleitet werden. Hierzu Holger Pascheka: „Die Flächen, um die es hier geht werden zwar nur selten befahren, dennoch kann es vorkommen, dass auch schwerere Fahrzeuge die Flächen nutzen und dann ist es von großem Vorteil, wenn sich die Steine unter der Belastung nicht verschieben.“

 

Blockstufen und Sitzblöcke farblich abgestimmt auf das Pflastermaterial
Aber nicht nur das Pflaster - auch weitere Elemente dienten zur harmonischen Gestaltung der Freiflächen: Hierzu Holger Pascheka: „Farblich abgestimmt auf das Pflastermaterial stehen auf dem Platz vor der Kirche 10 beleuchtete Sitzblöcke, die zum Verweilen einladen sollen. Auch 5 Zierkirschen wurden dort gepflanzt. Zur Überwindung von Höhendifferenzen kommen am südlichen und nördlichen Eingang in farblicher Harmonie zum Pflaster passende Betonstufen zum Einsatz“, so Pascheka.

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An der Südseite des Musikforums verbindet ein Fußweg, der von 7 Hainbuchen begleitet wird, die Viktoriastraße und die Humboldtstraße. Daneben befindet sich die begehbare Dachfläche, die ebenfalls gepflastert wurde. Der Weg führt auf den asphaltierten Parkplatz. Hier sorgen drei weitere Hainbuchen für eine Teilbeschattung. In diesem Bereich wurden drei Hainbuchenhecken gepflanzt, um den Raum zu gliedern und zu beleben. An der westlichen Seite schließt sich eine große Terrasse an, die von einer großzügigen Freitreppe - begrenzt wird. Diese führt auf eine Schotterrasenfläche, die gleichzeitig als Rampe für Rollstuhlfahrer dient. Eine Mauer aus Sitzblöcken bildet eine markante Trennung zur angrenzenden Rasenfläche, die mit 20 weiteren Zierkirschen zweireihig bepflanzt wurde. Nördlich wird dieser Bereich von einer gepflasterten Zufahrt begrenzt. Holger Pascheka fasst zusammen: „Mit den großformatigen Pflasterelementen und den passenden Stufen und Sitzblöcken ist es gelungen, das gesamte Areal um das Musikforum in den gewünscht ruhigen Rahmen zu setzen.“

 

Am 28.10.2016 wurde das neue Musikforum nach nur zweieinhalbjähriger Bauzeit feierlich eingeweiht. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf knapp 34 Millionen Euro. 14,6 Millionen Euro davon wurden von privaten Spendern bezahlt. Unter anderem spielte Herbert Grönemeyer ein Benefizkonzert im Ruhrstadion. In letzter Minute kamen noch drei Millionen Euro aus der Stiftung von Anneliese Brost hinzu, der einstigen Verlegerin der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Daher erklärt sich auch der Name für die neue Heimat der Bochumer Symphoniker „Anneliese Brost Musikforum Ruhr“.

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