Neulussheim saniert seine Ortsdurchfahrt nach besonderen Kriterien

 
Ein mangelhafter Zustand der Asphaltoberfläche sowie eine marode Kanalisation und Wasserversorgung waren der Auslöser, als man im Jahre 2006 mit den Planungen für die Sanierung der Hockenheimer Straße begann. Dabei stand eines von vorne herein fest: Im Zuge der Sanierung sollte unbedingt auch der Verkehrsfluss geändert werden: Viel zu viel und viel zu schnell wurde bis dahin auf der Lebensader von Neulußheim gefahren.

Harald Wolf, Hauptamtsleiter der Gemeinde Neulußheim erläutert die Gründe: „Früher verlief die B36 von Mannheim nach Karlsruhe über die Hockenheimer Straße direkt durch den Ortskern. Mitte der 80er Jahre hat man die Bundesstraße in Richtung Osten verlegt. In diesem Zuge wurde die Ortsdurchfahrt von einer Bundesstraße zu einer Ortsstraße herabgestuft. Eine Entlastung hat dies jedoch kaum gebracht, da viele Verkehrsteilnehmer unsere gut ausgebaute Dorfstraße als Abkürzung auf dem Weg nach Hockenheim und Altlußheim genutzt haben. Außerdem gibt es auch noch eine Reihe an Gewerbebetrieben, die ohnehin die Ortsstraße als Zufahrtsweg nutzen müssen. Deshalb war es unser Bestreben, mit den aktuellen Sanierungsmaßnahmen den Verkehr zu beruhigen, letztendlich auch mit dem Ziel, den Anreiz zu minimieren, dass die Ortsdurchfahrt als Abkürzung genutzt wird.“

Reduktion des Fahrbahnquerschnittes als Instrument zur Verkehrsberuhigung

Das Konzept des Planers Arno König aus Walldorf sah es vor, die bisher sehr breite Asphaltstraße von 9,5 Metern auf 5,5 Meter zu reduzieren. „Die Reduktion des Fahrbahnquerschnittes ist ein wichtiges Instrument zur Verkehrsberuhigung. Breite Fahrbahnen verleiten zu erhöhter Geschwindigkeit, dem wollten wir hiermit entgegenwirken“, erklärt Arno König. „Den eingesparten Platz haben wir für einen etwa 1,5 Meter breiten, rot gepflasterten Radweg genutzt. Als optische Abgrenzung zwischen Asphaltstraße und Radweg dient ein 30cm breites Naturstein-Granitband. Dieses sorgt auch für die entsprechende Stabilität, falls schwerere Fahrzeuge beim Ausweichen einmal auf den Radweg kommen sollten“, so König.

Wichtigstes Element des Verkehrsberuhigungskonzeptes sind jedoch Unterbrechungen des dunklen Asphaltbelages in den Kreuzungsbereichen durch die rot eingefärbten Pflastersteine. König: „Hierdurch erzielen wir bei den Verkehrsteilnehmern eine optische Wahrnehmungsänderung der Verkehrssituation. Die Folge ist eine Reduktion der Geschwindigkeit an diesen etwa 50 Meter langen Abschnitten.“

Optische Wahrnehmungsänderung durch Unterbrechung des Asphaltbelages

Nicht ganz einfach war es für den Planer, das geeignete Pflastermaterial zu finden. Denn gerade in den Kreuzungsbereichen wirken beim Richtungswechsel der Fahrzeuge erhebliche Schub- und Scherkräfte auf die Fläche ein. Hierzu König: „Deshalb suchten wir nach einem Pflastersystem, welches trotz der Belastung keine Schäden davonträgt. Gleichzeitig spielte aber auch die Optik eine bedeutende Rolle. Rotes 08/15-Pflaster verbleicht nach wenigen Jahren zu einem grauen Einerlei. Aus diesem Grund war ein oberflächenbehandeltes Material gefragt, das dauerhaft die Farbe hält.“ 

neulussheim2.jpgDie Wahl für die rund 3.500 Quadratmeter zu befestigenden Flächen fiel auf CombiStabil – dem Systempflaster aus der Einstein-Pflasterfamilie aus dem Betonwerk Pfenning in Lampertheim. Arno König erklärt warum: „Damit die zur Aufnahme von Verkehrsbelastungen notwendige Fuge stets eingehalten wird, verfügt dieser 10 cm dicke Pflasterbelag über die so genannte D-Punkt-Fugensicherung. Bei der Verlegung der Steine kommt es deshalb nur zu einer punktuellen, minimalen Berührung an den Steinunterkanten. Anders als bei vielen anderen Verbundpflastern mit Abstandhalter- oder Verbundnockensystemen, bleibt der Anteil der Fläche, an dem sich die Steine berühren deshalb sehr gering. Eine Knirschverlegung wird so vermieden und eine optimale Kraftübertragung zwischen den Steinen gewährleistet. Schub- und Horizontalkräfte, die der Verkehr in den Kreuzungsbereichen und beim Ausweichen auf der Hockenheimer Straße verursacht, werden über das Fugenmaterial abgepuffert und gleichmäßig in die Tragschichten weitergeleitet,“ so König.

Aber auch optisch entspricht dieses Pflaster genau den Vorstellungen der Planer. Dank der farbechten Edelsplitte im Vorsatzbeton, die durch den Strahlungsprozess zum Vorschein kommen, bleibt die Oberfläche über Jahre farbecht. Dies gilt sowohl für die roten Radwege, als auch für die in anthrazit gestalteten angrenzenden Stellflächen für PKW oder die hellgrauen Gehwege. So wirkt der Straßenraum der Hockenheimer Straße nicht nur durch die Reduktion des Fahrbahnquerschnittes, sondern auch durch die farblichen Kontraste deutlich kleiner als vor der Sanierung. Dagegen erscheint durch die farbliche Abtrennung der Raum für Radfahrer, Fußgänger und den ruhenden Verkehr erheblich größer.

Für die Bürger von Neulußheim bedeutet die Sanierung der Straße in jedem Fall einen Fortschritt. In welchem Maße sich der Verkehr in Zukunft beruhigt, das wird sich erst noch herausstellen müssen. Spätestens, wenn im nächsten Jahr der zweite Bauabschnitt beginnt, wird hier sicher weniger und langsamer gefahren – wenn auch zunächst nur baustellenbedingt.

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